Die Wertach

Flußlauf
Die 140 km lange Wertach ist ein typischer Voralpenfluß. Zusammen mit der Iller ist sie eine der großen Regenrinnen des Allgäus.

Sie entsteht zwischen den Orten Oberjoch und Unterjoch durch den Zusammenfluß des Eggbachs und des längeren Kaltenbrunnenbachs, dieser entspingt aus einer technisch gefaßten, unscheinbaren Schuttquelle an der vorderen Wiedhagalpe in 1440 m Höhe. Neben dem Quellgebiet ist der Bereich von Maria Rain (bei Nesselwang) bis Görisried landschaftlich interessant, teilweise aber nur schwer zugänglich. Bei Kaltenbrunn bringt eine Hängebrücke sogar etwas Amazonas–Feeling.

               

Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt ist der Wertachdurchbruch zwischen Görisried und Leuterschach. Hier durchschneidet der Fluß, 70 Meter tief eingeschnitten, einen Molasserücken. Unterhalb Bergers führt ein wildromantischer Wanderweg ein Stück durch diese Enge.

Im weiten Verlauf präsentiert sich die Wertach dann stark begradigt, teilweise fast kanalartig. Von den Auwäldern sind nur noch Reste vorhanden. Sie werden bedrängt von Landwirtschaft, Sportanlagen, Wohngebieten, Industrieanlagen (Papier Lang, Ettringen) und sogar einem Krankenhaus (Bobingen). Auffallend sind zahlreiche kleine Staustufen, die zur Stromerzeugung dienen. Auf einem der vier Stauseen bei Bad Wörishofen hat sich ein Segelclub etabliert.
Geologisch-historisch interessant ist die ehemalige Wertachgabel bei Türkheim. Nach der letzten Eiszeit floß die Wertach teilweise durch das Flossachtal, bevor sie sich endgültig ihr jetziges Tal schuf. Als Zeichen für eine frühe Besiedlung des Talrandes findet sich in Türkheim eine gut erhaltene Keltenschanze, die derzeit als Open-Air Bühne genutzt wird.

Wassergüte

Obwohl im letzten Jahrzehnt am Flußlauf eine Reihe wirkungsvoller Kläranlagen entstand (unter anderem in Kaufbeuren und Bad Wörishofen), gilt der Fluß weiter als kritisch belastet. Ursache dafür sind die zahlreichen Staustufen in denen der organische Eintrag verfault, sowie die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Talraumes.
Die zunehmende Artenarmut im Bereich des Fischbesatzes ist vor allem auf den kanalartigen Ausbau zurückzuführen. Zahlreiche Arten finden so keine ausreichenden Lebensräume mehr.

Wasserführung / Hochwasser

Die stark unregelmäßige Wasserführung ist ein Kennzeichen des Voralpenflußes. Die im Allgäu häufigen und heftigen Regenfälle führen zu schnellen und unberechenbaren Hochwässern. Bei Augsburg schwankt die Wasserführung zwischen 8 m³/sek. und mehr als 350 m³/sek.
Der Flußname leitet sich vermutlich aus dem keltischen ab und bedeutet „die schnell, kräftig sich vorwärts Bewegende“.
Wahrscheinlich war es ein Wertachhochwasser, das im Jahre 16 n. Chr. ein Römerlager bei Oberhausen überflutet und unter Kies begrub. Die Römer verlegten ihr Quartier daraufhin auf die Hochterrasse zwischen Wertach und Lech. Pfersee hielt, wie auch andere Gemeinden im Wertachtal, stets respektvollen Abstand zum Fluß. Der schlängelte sich, wie ein Stich von 1620 zeigt, breit und mit mächtigem Kiesgeschiebe zwischen Augsburg und dem Dorf. Wegen der Wertach lag die Bebauungsgrenze dort wo heute die Brunnenbachstraße in die Augsburger Straße mündet.

 
Dennoch hatte Pfersee unter den häufigen und unberechenbaren Hochwassern viel zu leiden. Fast regelmäßig wurde der Steg bzw. später die Brücke nach Augsburg zerstört. Manchmal riß die Wertach ganze Felder weg oder zerstörte, wie am 14. August 1855, einen großen Teil der Ernte und löste damit Hungersnöte aus.
1856 begann bei Pfersee die systematische Kanalisierung, Der Fluß wurde begradigt und sechs Meter tiefer gelegt. Damit hoffte man den Bereich zwischen der St. Michaelskirche und der Wertachbrücke hochwasserfrei zu bekommen, was sich allerdings als Irrtum herausstellte. Die Wertach trat allein zwischen 1893 und 1910 fünfmal über die Ufer, in den neu besiedelten Gebieten hielten die Kinder für diese Situation Boote bereit.

Erst der Bau des Fabrikkanals und der damit verbundenen Wehranlagen brachte nach dem 1. Weltkrieg eine nachhaltige Verbesserung. 1919 wird stolz von der letzten Überschwemmung berichtet. Ein Trugschluß, wie sich herausstellte. 1932 setzte die Wertach Teile von Göggingen unter Wasser und 1965 die noch unbebauten Uhlandwiesen und die damals neuen Blocks an der Chemnitzer Straße. Dabei folgte das Wasser , wie auch beim Pfingsthochwasser 1999, dem Lauf des ehemaligen Brunnenbaches.

Die Überflutung 1999 erreichte in ihrer Ausdehnung und Schadenshöhe ein enormes Ausmaß und ist für Pfersee tatsächlich eine Jahrhundertkatastrophe. Ursache war nicht eine Überflutung der Dämme sondern der Bruch eines veralteten Wehres und des angrenzenden Dammes.

Spätestens das Hochwasser 1999 hat bewiesen, daß die Begradigung alleine keinen ausreichenden Schutz bietet. Teilweise ist sogar das Gegenteil der Fall: Die Fließgeschwindigkeit hat sich durch den kanalartigen Ausbau noch beträchtlich gesteigert. Beim Pfingsthochwasser 1999 rasten die Wassermassen mit 8m/sec, also mit fast 30 km/h zum Lech. Dabei reißt der Fluß gewaltige Mengen Geschiebe mit, gräbt sich weiter ein, greift die Uferverbauung an, entwurzelt Bäume und transportiert sie mit. Neben dem Hochwasser ist für Augsburg auch die enorme Eintiefung ein Problem geworden, zumal durch die Staustufen kaum noch neues Kiesgeschiebe kommt.

Das Projekt "Wertach vital" hat die Ziele den Hochwasserschutz zu verbessern und die Eintieftung zu stoppen, ausserdem werden die Ufer renaturiert und für die Naherholung zugänglich gemacht.